„Ich habe die Nase voll von übergroßen Egos, die anderen keinen Platz lassen und ständig im Mittelpunkt stehen müssen!“
Solche Sätze höre ich immer wieder von meinen Klient:innen. Viele kommen zu mir, wenn sie frustriert sind, innerlich bereits gekündigt haben oder den Arbeitsplatz tatsächlich verlassen haben. Häufig glauben sie, das Problem liege bei ihnen selbst – dass sie nicht belastbar genug seien, nicht „sozial kompatibel“ oder schlicht zu empfindlich, um mit schwierigen Persönlichkeiten im Arbeitsleben klarzukommen.
Doch das stimmt nicht.
Sehr oft zeigt sich im Gespräch: Sie sind Opfer eines narzisstischen Angriffs geworden. Anders als bei offener Aggression ist ein solcher Angriff nicht sofort erkennbar. Menschen mit ausgeprägtem Narzissmus wirken nach außen häufig charismatisch, eloquent und erfolgsorientiert. Die destruktiven Muster liegen im Verborgenen – in Manipulation, emotionaler Erpressung, subtilen Abwertungen oder verbalen Verletzungen.
Kennzeichnend ist auch, dass kritische Rückmeldungen nicht angenommen werden. Fehler werden anderen zugeschoben, Verantwortung wird konsequent vermieden – und gezielt werden Menschen als „Opfer“ ausgesucht, die sich schwer verteidigen können.
Das Ergebnis ist ein Arbeitsumfeld, das von Misstrauen, Unsicherheit und Angst geprägt ist. In einem solchen Klima können Kreativität, Innovation und echte Zusammenarbeit nicht gedeihen. Die Folgen sind gravierend: sinkende Motivation, steigende Krankheitstage, Versetzungsanträge, Kündigungen – und damit handfeste wirtschaftliche Schäden.
Meine Klient:innen kommen aus ganz unterschiedlichen Kontexten: NGOs, große Konzerne, mittelständische Unternehmen oder Familienbetriebe. Doch überall zeigt sich das gleiche Muster:
- Dienst nach Vorschrift ersetzt Eigeninitiative.
- Risikovermeidung verhindert Innovation.
- Innere Kündigung schwächt das Engagement und die Identifikation.
Narzissmus im Unternehmen ist schwer zu erkennen, weil er oft leise und subtil wirkt. Aber genau darin liegt seine Gefahr: Er ist ein stiller Saboteur des Unternehmenserfolgs.
In meinem neuen Buch „Narzissmus im Unternehmen – ein Machtspiel mit finanziellen Folgen“ beleuchte ich diese Mechanismen im Detail. Ich zeige, wie narzisstische Dynamiken entstehen, wo sie Schaden anrichten und – das ist mir besonders wichtig – welche Lösungsansätze es gibt, um wieder handlungsfähig zu werden.
Denn eines ist klar: Übergroße Egos haben ausgedient. Die Zukunft gehört Unternehmenskulturen, die auf Vertrauen, Wertschätzung und echter Zusammenarbeit basieren.
